Meerwasserentsalzung ist eine Schlüsseltechnologie zur Bereitstellung von Trinkwasser und Prozesswasser in Regionen mit Wasserknappheit. Diese Technik ermöglicht die Umwandlung von salzhaltigem Meerwasser in hochwertiges Süßwasser und spielt eine wichtige Rolle in der Versorgung von Haushalten, der Industrie und der Landwirtschaft. Die Komplexität und der Energiebedarf der Verfahren stellen jedoch erhebliche technische und wirtschaftliche Herausforderungen dar. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Einblick in die Technologien, technischen Hintergründe und die Praxis der Meerwasserentsalzung.

Physikalisch-chemische Grundlagen der Meerwasserentsalzung

Meerwasser enthält im Durchschnitt etwa 35.000 mg/l gelöste Salze, hauptsächlich Natriumchlorid (NaCl), sowie Spurenelemente und organische Verunreinigungen. Der Salzgehalt, auch als TDS (Total Dissolved Solids) bezeichnet, macht es für den direkten Konsum oder viele industrielle Anwendungen ungeeignet. Ziel der Meerwasserentsalzung ist die Entfernung dieser Salze und Verunreinigungen, um die Wasserqualität zu verbessern.

Die Entsalzung erfolgt durch die Trennung von Wasser und Salz. Dies wird durch physikalische, chemische oder thermische Verfahren erreicht, die jeweils unterschiedliche Anforderungen an Energie und Technologie haben.

Technologien der Meerwasserentsalzung

Umkehrosmose (Reverse Osmosis, RO)

Die Umkehrosmose ist die weltweit am häufigsten eingesetzte Technologie zur Meerwasserentsalzung und basiert auf dem Prinzip der semipermeablen Membranen, die nur Wassermoleküle durchlassen und Salze zurückhalten.

Funktionsweise:

  • Unter hohem Druck (50–70 bar) wird Meerwasser durch eine Membran gepresst.
  • Salze, Mikroorganismen und organische Stoffe werden im Konzentratstrom zurückgehalten, während das entsalzte Wasser (Permeat) für die Weiterverwendung bereitgestellt wird.

Vorteile:

  • Hohe Effizienz und Salzrückhalteraten von bis zu 99 %.
  • Kompakte Bauweise und modulare Erweiterungsmöglichkeiten.

Herausforderungen:

  • Scaling: Ablagerungen von Kalziumkarbonat oder Bariumsulfat können die Membranen blockieren.
  • Fouling: Biofilme oder kolloidale Partikel führen zu Leistungsabfällen.
  • Energieverbrauch: Hohe Drücke erfordern erheblichen Energieaufwand.

Umkehrosmose mit biologischer Vorbehandlung

Foto: Umkehrosmoseanlage ALMA OSMO für industrielle Prozess- und Abwässer

Vorbehandlung des Meerwassers

Eine effektive Vorbehandlung des Meerwassers ist ein essenzieller Schritt vor der eigentlichen Entsalzung, sei es durch Umkehrosmose (RO) oder thermische Verfahren. Dieser Prozess hat das Ziel, die Wasserqualität so zu verbessern, dass Ablagerungen (Scaling), Fouling und Korrosion in der Hauptanlage vermieden werden. Eine gut geplante Vorbehandlung verlängert die Lebensdauer der Anlagenkomponenten, erhöht die Betriebseffizienz und senkt die Wartungskosten. Die Vorbehandlung umfasst mehrere aufeinander abgestimmte Schritte, die je nach Rohwasserqualität und Entsalzungsverfahren angepasst werden.

1. Kies- und Sandfiltration

Die erste Stufe der Vorbehandlung ist die Entfernung von groben Verunreinigungen wie Schwebstoffen, Sedimenten und großen Partikeln. Dies geschieht durch den Einsatz von Kies- oder Sandfiltern, die auf dem Prinzip der mechanischen Filtration basieren.

  • Funktionsweise: Das Meerwasser fließt durch eine Schicht aus feinkörnigem Filtermaterial wie Quarzsand oder Granulat. Partikel bleiben in der Filterschicht hängen, während das gereinigte Wasser weitergeleitet wird.
  • Ziel: Verhinderung von Verstopfungen und mechanischen Schäden in nachfolgenden Filtrations- oder Membransystemen.
  • Regeneration: Regelmäßige Rückspülungen des Filtersystems entfernen angesammelte Partikel und stellen die volle Leistungsfähigkeit wieder her.
2. Ultrafiltration (UF)

Die Ultrafiltration wird häufig als zweite Stufe der Vorbehandlung eingesetzt. Sie ist besonders wirksam bei der Entfernung kleinerer Partikel, kolloidaler Verunreinigungen, Mikroorganismen und Trübungen.

  • Funktionsweise: UF-Systeme verwenden semipermeable Membranen mit Porengrößen im Bereich von 0,01 bis 0,1 Mikrometer. Das Wasser wird durch diese Membranen gedrückt, wobei unerwünschte Partikel zurückgehalten werden.
  • Vorteile:
    • Hohe Effizienz bei der Entfernung von Mikroorganismen wie Bakterien und Algen, was das Risiko von Biofouling in der Hauptanlage reduziert.
    • Reduktion der Trübung und der SDI-Werte (Silt Density Index), die für den Betrieb von Umkehrosmosemembranen entscheidend sind.
  • Regelmäßige Reinigung: Die Membranen müssen durch chemische Reinigung oder Rückspülung gewartet werden, um Ablagerungen und Fouling zu vermeiden.
3. Dosierung von Chemikalien

Chemische Behandlungen sind ein integraler Bestandteil der Vorbehandlung, um spezifische Probleme wie Scaling und Biofouling zu vermeiden. Die Dosierung erfolgt in präzisen Mengen, abgestimmt auf die Wasserqualität und das verwendete Entsalzungsverfahren.

  • Antiscalants: Diese Chemikalien hemmen die Ausfällung von Kalziumkarbonat, Bariumsulfat oder anderen mineralischen Verbindungen, die sich unter Druck und Temperatur auf Membranen oder Wärmetauschern ablagern könnten.
  • Biozide: Diese verhindern das Wachstum von Mikroorganismen, Algen und Biofilmen, die die Effizienz der Anlagen erheblich beeinträchtigen können. Beispiele sind oxidierende Mittel wie Chlor oder nicht oxidierende Mittel wie Isothiazolinone.
  • pH-Kontrolle: Der pH-Wert des Meerwassers wird stabilisiert, um die Effizienz der chemischen Behandlung zu verbessern und die Bildung von Ablagerungen zu verhindern.
4. Entgasung

Gelöste Gase wie Sauerstoff und Kohlendioxid im Meerwasser können Korrosion und Scaling in der Anlage verursachen. Die Entgasung ist ein wichtiger Schritt, um diese Gase zu entfernen.

  • Sauerstoffentfernung: Sauerstoff fördert Korrosion in metallischen Anlagenteilen. Durch chemische Methoden wie die Zugabe von Natriumsulfit oder physikalische Verfahren wie Vakuumentgasung wird der Sauerstoffgehalt reduziert.
  • Kohlendioxidentfernung: Gelöstes CO₂ erhöht die Wasserhärte durch Bildung von Kalziumkarbonat. Entgasung oder der Einsatz von Entsäuerungseinheiten hilft, den Kohlendioxidgehalt zu senken und damit Scaling zu vermeiden.
  • Technologien: Neben chemischen Methoden kommen auch physikalische Verfahren wie Membranentgasung oder Strippkolonnen zum Einsatz.

Ionenaustauscher von ALMAWATECH

Foto: Unserer Mehrschichtfilter ALMA Fil

Energiebedarf der Meerwasserentsalzung

Die Meerwasserentsalzung ist energieintensiv. Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz sind entscheidend, um die Betriebskosten zu senken und die Umweltbelastung zu minimieren:

  • Energierückgewinnungssysteme: Druckaustauscher (PX) und Turbinen nutzen den Druck des Konzentratstroms, um Energie zurückzugewinnen.
  • Optimierung der Membrankonfiguration: Reduktion des Druckverlusts in RO-Anlagen.
  • Integration erneuerbarer Energien: Solar- und Windkraft können die Energieversorgung von Entsalzungsanlagen unterstützen.

Umweltaspekte der Meerwasserentsalzung

Die Entsorgung des Konzentratstroms ist eine der größten Herausforderungen der Meerwasserentsalzung. Direkte Einleitungen in Meeresumgebungen können lokale Ökosysteme schädigen. Innovative Ansätze zur Minimierung der Umweltauswirkungen umfassen:

  • Verdünnung: Der Konzentratstrom wird anderen Wasserströmen verdünnt, bevor er ins Meer eingeleitet wird.
  • Rückgewinnung von Mineralien: Extraktion von Salzen und Metallen aus dem Konzentratstrom.

Fazit

Die Meerwasserentsalzung ist eine essenzielle Technologie zur Sicherstellung der globalen Wasserverfügbarkeit. Obwohl sie energieintensiv ist, bieten moderne Technologien wie die Umkehrosmose und innovative Vorbehandlungsverfahren Lösungen, um Effizienz und Nachhaltigkeit zu steigern. Mit der Integration erneuerbarer Energien und fortschrittlicher Entsorgungstechnologien kann die Meerwasserentsalzung nicht nur die Wasserknappheit lindern, sondern auch einen wichtigen Beitrag zu einer umweltfreundlicheren Zukunft leisten.

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