Reinstwasserharz bezeichnet speziell entwickelte Ionenaustauscherharze, die in der Wasseraufbereitung eingesetzt werden, um hochreines Wasser zu erzeugen. Dieses Wasser, auch als Reinstwasser oder ultrapures Wasser bezeichnet, ist von nahezu allen gelösten Ionen, organischen Verunreinigungen und Partikeln befreit und findet Anwendung in sensiblen Industrien wie der Halbleiterproduktion, der pharmazeutischen Industrie oder bei der Herstellung von VE-Wasser (vollentsalztem Wasser) für Dampfkessel und Labore.
Inhaltsverzeichnis
Technische Grundlagen von Reinstwasserharz
Reinstwasserharze sind synthetische, polymerbasierte Materialien mit funktionalen Gruppen, die Ionen aus dem Wasser entfernen. Sie basieren auf der Ionenaustauschertechnologie und sind in zwei Haupttypen unterteilt:
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Kationenaustauscherharze
Diese Harze enthalten saure funktionelle Gruppen, meist Sulfonsäuregruppen (-SO₃H), die positiv geladene Ionen (Kationen) wie Natrium (Na⁺), Calcium (Ca²⁺) oder Magnesium (Mg²⁺) aus dem Wasser entfernen. Die Ionen werden gegen Wasserstoffionen (H⁺) ausgetauscht. -
Anionenaustauscherharze
Diese Harze besitzen basische funktionelle Gruppen, meist quartäre Ammoniumgruppen (-NR₄⁺), die negativ geladene Ionen (Anionen) wie Chlorid (Cl⁻), Sulfat (SO₄²⁻) oder Nitrat (NO₃⁻) entfernen. Die Anionen werden gegen Hydroxidionen (OH⁻) ausgetauscht.
Durch die Kombination von Kationen- und Anionenaustauschern können nahezu alle gelösten Salze entfernt werden, da sich die freigesetzten H⁺- und OH⁻-Ionen zu Wasser (H₂O) verbinden.
Eigenschaften von Reinstwasserharzen
1. Hohe Austauschkapazität
Reinstwasserharze verfügen über eine hohe Anzahl von aktiven funktionellen Gruppen, die eine effiziente Entfernung von Ionen ermöglichen. Die Austauschkapazität wird in äquivalenten Millimol pro Liter (mmol/L) oder Kilogramm pro Harzvolumen (eq/L) angegeben.
2. Feinporige Struktur
Die Porenstruktur der Harze ist optimiert, um sowohl kleine als auch große Ionen effektiv aufzunehmen. Feinporige Harze bieten eine größere Austauschfläche und verbessern die Effizienz.
3. Chemische Stabilität
Reinstwasserharze sind chemisch inert gegenüber starken Säuren und Laugen, wodurch sie auch unter extremen Betriebsbedingungen einsatzfähig sind.
4. Thermische Beständigkeit
Die Harze können typischerweise Temperaturen von bis zu 100 °C widerstehen, was sie für den Einsatz in thermischen Systemen geeignet macht.
5. Mischbettharze
In Reinstwasseranwendungen werden oft Mischbettharze verwendet, die aus einem sorgfältig abgestimmten Verhältnis von Kationen- und Anionenaustauschern bestehen. Diese Harze ermöglichen eine simultane Entfernung aller Ionen und liefern besonders niedrige Leitfähigkeitswerte (< 0,1 µS/cm).
Foto: Unsere Ionenaustauscheranlage ALMA ION mit vorgeschalteten Mehrschichtfilter ALMA FIL
Anwendungen von Reinstwasserharzen
1. Herstellung von Reinstwasser
In der Halbleiter- und Elektronikindustrie werden Reinstwasserharze eingesetzt, um Wasser mit einer extrem niedrigen Leitfähigkeit (bis zu 0,055 µS/cm) zu erzeugen. Dieses Wasser dient als Prozesswasser, z. B. zum Spülen von Wafern, bei denen selbst geringste Verunreinigungen zu Produktionsfehlern führen können.
2. VE-Wasser (vollentsalztes Wasser)
Reinstwasserharze werden häufig zur Herstellung von vollentsalztem Wasser für den Einsatz in Dampfkesseln, Laboren und der Pharmaindustrie verwendet. VE-Wasser ist frei von gelösten Salzen und verhindert Ablagerungen sowie Korrosion.
3. Aufbereitung von Prozesswasser
In der chemischen Industrie wird Reinstwasser benötigt, um chemische Reaktionen nicht durch Fremdionen zu beeinflussen. Reinstwasserharze tragen dazu bei, die erforderliche Wasserqualität zu erreichen.
4. Polishing-Stufe in Umkehrosmoseanlagen
Nach einer Umkehrosmoseanlage werden Reinstwasserharze eingesetzt, um Restionen zu entfernen und die Wasserqualität weiter zu verbessern.
Technische Umsetzung und Dimensionierung
Die Auswahl und Dimensionierung von Ionenaustauscheranlagen mit Reinstwasserharzen hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Harztyp
- Stark saure Kationenaustauscher (z. B. H⁺-Form): Zur Entfernung von Kationen in salzhaltigen Wässern.
- Stark basische Anionenaustauscher (z. B. OH⁻-Form): Zur Entfernung von Anionen, insbesondere von Schwermetallen und Nitraten.
- Mischbettharze: Für die Herstellung von Reinstwasser in einer einzigen Prozessstufe.
Austauschkapazität
Die Kapazität der Harze wird entsprechend der Ionenkonzentration im Rohwasser dimensioniert. Typische Werte liegen zwischen 1,8 und 2,2 eq/L Harzvolumen.
Betriebsbedingungen
- pH-Bereich: Reinstwasserharze arbeiten in einem weiten pH-Bereich von 0–14.
- Temperatur: Einsatztemperaturen liegen typischerweise zwischen 5 und 50 °C.
Betriebsdruck
Der Druckverlust durch die Harzschicht sollte so gering wie möglich gehalten werden, liegt aber meist zwischen 0,1 und 0,3 bar.
Foto: Ionenaustauscher in GFK-Tanks (ALMA ION)
Regeneration von Reinstwasserharzen
Reinstwasserharze können durch chemische Regeneration wiederverwendet werden. Die Regeneration erfolgt getrennt für Kationen- und Anionenaustauscher:
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Kationenaustauscher: Mit verdünnter Säure (z. B. Schwefelsäure oder Salzsäure), um die Kationen durch Wasserstoffionen zu ersetzen.
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Anionenaustauscher: Mit verdünnter Lauge (z. B. Natronlauge), um die Anionen durch Hydroxidionen zu ersetzen.
Mischbettharze
Die Regeneration von Mischbettharzen erfordert spezielle Verfahren, da die Harze nach Typ getrennt regeneriert und anschließend gemischt werden müssen. Dieser Prozess wird oft extern durchgeführt.
Leistungskennzahlen von Reinstwasserharzen
Die Leistung eines Reinstwasserharzes wird durch folgende Parameter bestimmt:
- Leitfähigkeit des Reinwassers: Ziel ist eine Leitfähigkeit < 0,1 µS/cm.
- Silikatentfernung: Effizienz bei der Entfernung von Silikat (SiO₂), einem kritischen Parameter in der Reinstwasseraufbereitung.
- TOC-Wert: Total Organic Carbon, typischerweise < 5 ppb, um organische Verunreinigungen zu minimieren.
Herausforderungen und Optimierung
Organische Belastung
Organische Verunreinigungen können die Austauschkapazität der Harze verringern. Die Verwendung von Aktivkohlefiltern vor den Harzsystemen kann diese Belastung minimieren.
Silikatfouling
Silikat (SiO₂) ist schwer zu entfernen und kann die Effizienz der Harze beeinträchtigen. Eine vorgelagerte Umkehrosmoseanlage kann die Silikatbelastung deutlich reduzieren.
Verblockung und Kanalisierung
Unzureichende Durchströmung kann zu Kanalisierung führen, wodurch die Harze nicht vollständig genutzt werden. Eine regelmäßige Rückspülung der Harzschicht kann dieses Problem verhindern.
Fazit
Reinstwasserharze sind essenzielle Komponenten der Wasseraufbereitung und ermöglichen die Herstellung von hochreinem Wasser für anspruchsvolle industrielle Anwendungen. Ihre chemische Stabilität, hohe Austauschkapazität und Vielseitigkeit machen sie unverzichtbar in der Produktion von Reinstwasser und vollentsalztem Wasser. Eine fachgerechte Dimensionierung, der Einsatz von hochwertigen Materialien und eine regelmäßige Regeneration gewährleisten einen effizienten und wirtschaftlichen Betrieb. Reinstwasserharze tragen maßgeblich dazu bei, die hohen Reinheitsanforderungen moderner Technologien zu erfüllen.
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